(MT) LÖSSNITZ: Abgestanden! Auch Denkmale können in Vergessenheit geraten. Schön, wenn sich irgendwann wieder jemand ihrer annimmt. Im Sommer 2023 ist Jens Hahn mal wieder im Wald an der Grenze der Forstreviere Hartenstein und Lößnitz unterwegs. An seiner Seite sind Mario Jornitz und Kameramann Bernd Pudwil. Ziel der drei Männer ist das sogenannte Roth-Fried-Grab.
Jens Hahn: "1865 am 28.11. hat sich hier der vormalige Besitzer des Schützenhauses Lößnitz selbst entleibt. Die Ursache ist nicht genau überliefert. Er hatte bereits das Schützenhaus verkauft, war nach Chemnitz verzogen und hat sich dort wahrscheinlich wirtschaftlich übernommen. Damit ist er nicht fertig geworden. So ist er wieder in seine alte Heimat hinaus in den Wald gegangen und hat hier seinem Leben ein Ende gesetzt."
Ein Schild neben dem Grab verrät unter anderem, dass Johann Gottlieb Roth am 20.03.1808 geboren wurde.
Jens Hahn: "Er war eigentlich ein Mensch wie du und ich. So ist es überliefert. Früher war es so, dass Selbstentleibte nicht auf dem Friedhof, sondern an Ort und Stelle im Wald beerdigt wurden. Seitdem haben Waldarbeiter über Jahrzehnte die Grabstelle in Pflege genommen, ein Kreuz auf den Grabstein aufgebracht und so wurde die Anlage dem Vergessen immer wieder entrissen."
Doch im Laufe der vielen Jahre geriet das Roth-Fried-Grab mitten im Wald immer mehr in Vergessenheit.
Jens Hahn: "Als ich in den 1990er Jahren mit dem ehemaligen Lößnitzer Ortswegewart Siegfried Bochmann hierher auf der Suche nach verschollenen Flurnamen auf Tour war, kam er auf die Idee und zeigte mir das Roth-Fried-Grab."
Das war zu dieser Zeit völlig überwachsen, doch Siegfried Bochmann hat es noch gekannt. Vom einstigen Eichenkreuz lagen die Einzelteile im Wald herum. Die Männer haben sie geborgen.
Jens Hahn: "Wie alt die seinerzeit waren, weiß ich nicht. Es war im August 1999. Wir haben dann im Zusammenwirken mit dem ehemaligen Denkmalpfleger Lothar Barth die Anlage wieder erneuert."
Damals wurde ein neues Eichenholzkreuz auf den Grabstein aufgebracht. Für Besucher des Waldes wurde eine Informationstafel aufgestellt.
Jens Hahn: "Leider ist es so, dass die Anlage nach 24 Jahren eine kleine Erneuerung notwendig hat. Der Bewuchs muss ab und zu entfernt und das Holzschild erneuert werden.
Und da kommt Mario Jornitz ins Spiel. Wie Jens Hahn ist er Mitglied der Interessengemeinschaft Historischer Altbergbau Lößnitz. Gemeinsam haben die Männer eine Idee entwickelt.
Mario Jornitz: "Da ich Schulsozialarbeiter an der Oberschule Lößnitz bin, finde ich es eine gute Aufgabe, dass wir hier gemeinsam mit Schülern war anrichten können, wie zum Beispiel dieses Roth-Fried-Grab."
Ein Schulprojekt könnte dafür sorgen, diese Anlage dem Vergessen zu entreißen.
Dieser "Lost Places" ist indes kein Einzelfall. Vom Menschen verlassene Orte gibt es an vielen Stellen. (Bildquelle: erzTV/Bernd Pudwil)
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